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  • AutorenbildDipl. oec. Traute Kaufmann

Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida stellt klar: „Insekten gehören nicht zu unserer Lebensmitteltradition“

Aktualisiert: 5. Mai

von Dipl. oec. Traute Kaufmann am 24. April 2024


Regierung wehrt sich gegen Insektenmehle in der italienischen Küche

Insektenmehl

"Wir wollen die Qualität unserer Lebensmittel gegen die Aggression der Globalisierung verteidigen", sagte Minister Lollogrigida (1). Als Reaktion auf die Genehmigung der Europäischen Union für den Verkauf von aus Grillen, Wanderheuschrecken, Mehlwürmern und Larven gewonnenen Mehlsorten für den menschlichen Verzehr, hat Italien vier Erlässe im März 2023 verabschiedet. Diese verbieten die Verwendung von Insektenmehl für Pizza und Pasta. Darüber hinaus verpflichtet sie die Hersteller, deutlich auf dem Etikett darauf hinzuweisen, wenn ein Produkt Insektenmehl enthält.


Italien schützt seine Ernährungstradition vor den EU-Plänen, Insekten breitflächig als Proteinquelle einzusetzen

Gesundheitsminister Orazio Schillaci sagte auf einer Pressekonferenz in Rom: „Wir werden darüber wachen, dass die heute angekündigten Maßnahmen in vollem Umfang eingehalten werden. Dies gilt sowohl für das Verbot der Verwendung von Insektenmehl in Lebensmitteln, die typisch für die mediterrane Küche sind, wie Pizza und Pasta, als auch für die Kennzeichnung der Produkte, die dieses Mehl enthalten, die deutlich sichtbar und klar sein muss" (1). Italien besteht auf Ernährungssouveränität und stellt sich konsequent gegen das Konzept von Insekten als Proteinquelle der Zukunft. So lässt Vizepremier Matteo Salvini (Lega) in den sozialen Medien verlauten: "Snacks mit Grillen? Nein danke! Wenn jemand in Europa Insekten essen will, soll er es tun, für meine Kinder bevorzuge ich die Aromen und Düfte unseres Landes und ich verteidige sie. Und du?" (2).

Insektenmehl in Pizza und Pasta

Gesundheitsminister Orazio Schillaci wies anlässlich der Pressekonferenz des Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität am 22.03.2023 darauf hin: „Wer diese auf Insektenmehl basierenden Produkte kauft, muss wissen, dass ein Allergierisiko besteht, auch wenn wir derzeit nicht beziffern können, wie konkret“ (3). Zu Risiken des Einsatzes von Insektenmehl in Lebensmitteln sowie der Verfütterung von Insekten an Nutztiere kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in ihrem Gutachten zu folgendem Schluss: „[…] das mögliche Vorhandensein biologischer und chemischer Gefahren in von Insekten gewonnenen Lebens- und Futtermitteln wäre abhängig von den Produktionsverfahren, der Nahrung der Insekten (dem Substrat), der Lebenszyklus-Phase, in der die Insekten geerntet werden, den Insektenarten sowie den für die weitere Verarbeitung eingesetzten Verfahren […]“ (4).

 

Von der EU-Kommission beschlossene Regulierung von Insektenmehl als Lebensmittel ist ein Angriff auf Tradition und Qualität der Ernährung

Die Abgeordnete und Vizepräsidentin der Landwirtschaftskommission in Montecitorio, Maria Cristina Caretta (Fratelli d'Italia) meint: „Die von der Europäischen Kommission beschlossene Einführung von Grillenpulver als Lebensmittel in der EU ist Teil des Plans, der darauf abzielt, unsere Ernährungstraditionen, die Exzellenz der Mittelmeerdiät und des Made in Italy zu zerstören. Es ist entmutigend zu erfahren, dass Europa angesichts wirtschaftlicher, energiepolitischer, diplomatischer und politischer Krisen nur Maßnahmen vorlegen kann, die an Wahnsinn grenzen, wie etwa die Regulierung von Insekten als Nahrungsmittel. Für uns ist die Zukunft der Ernährung eine andere, basierend auf Territorium, Tradition und Qualität, und wir werden mit Sicherheit dafür kämpfen, sie zu verteidigen“ (5).


Italienische Küche als Unesco-Weltkulturerbe verhindert das heimliche Einschleichen von Insektenzutaten

Ein guter Schachzug zur Verhinderung, dass sich Insektenmehle mit Hilfe von EU-Regulierungen in italienische Lebensmittel „einschleicht“, ist die Unterstützung der Regierung in Rom bei der Kandidatur der italienischen Küche als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe. So hat das Kabinett von Premierministerin Giorgia Meloni den Vorschlag von Kulturminister  Gennaro Sangiuliano aufgegriffen und beschlossen, die italienische Küche für die Liste 2023 des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco vorzuschlagen. Der Bewertungsprozess soll spätestens im Dezember 2025 abgeschlossen werden (1).

Die italienische Regierung bemüht sich darum, den Verbrauchern die Entscheidung für oder gegen insektenbasierte Lebensmittel leicht zu machen. Dazu gehört insbesondere die Forderung, die Herkunft des insektenhaltigen Rohmaterials und das Herkunftsland, auf den Verpackungen anzugeben. Tatsächlich ist diese Angabe in den EU-Vorschriften zur Zulassung dieser Lebensmittel gar nicht enthalten, sondern gilt nur optional und liegt im Ermessen des Herstellers. Die italienische Regierung verlangt hier jedoch unbedingte Transparenz insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Zucht und Verarbeitung zu Pulver aus Kostengründen bisher größtenteils in Ländern außerhalb der EU stattfindet, in denen die aktuellen Hygiene- und Gesundheitsvorschriften weniger streng sind, als die der Länder der Union (3).


Wer kein Risiko eingehen möchte, überprüft seine Lebensmitteleinkäufe auf Insektenmehl, Insektenfett und andere Inhaltsstoffe aus Insekten mit der App namens InsectInspect / Insekten in Lebensmitteln


Die App kann die Zutatenliste auslesen und bietet daher höchste Trefferquoten

Insekten in Lebensmitteln

Die App liest den EAN-Code oder die Zutatenliste aus und zeigt unerwünschte Insektenzutaten zuverlässig auf. Und natürlich funktioniert die App auch zur Überprüfung von Hunde- und Katzenfutter auf unerwünschte Insektenbeigaben von Hausgrille, Mehlkäfer, Heuschrecke und Buffalowurm. Die App kann - anders als vergleichbare Apps - die Zutatenliste auslesen und ist daher unabhängig von der Funktionsfähigleit des EAN-Codes. Das ist wichtig, weil sehr viele EAN-Codes nicht in den offiziellen Datenbanken wie bspw. die Open Food Fact hinterlegt sind. Hier greifen vergleichbare Apps ins Leere und zeigen oft ein Fragezeichen an, weil sie die Zutaten nicht auslesen können. Insect Inspect.app lässt sie hier nicht im Stich, was besonders bei regional angebotenen Lebensmitteln wichtig ist, da diese in der Regel nicht in offiziellen Datenbanken hinterlegt sind. Die App ist sowohl als iOS, als auch für Androids erhältlich.


  

Quellen:

(1)   Der Standard (23.03.2023): Keine Heuschrecken für Pizza und Pasta in Italien. Abgerufen von https://www.derstandard.at/story/2000144836286/keine-heuschrecken-fuer-pizza-und-pasta am 23.04.2024.

(2)   Loreti, L. (04.01.2023): Insetti, via libera dell'Ue alla polvere di grillo in snack e alimenti. La Repubblica. Abgerufen von Insekten, EU grünes Licht für Grillenpulver in Snacks und Lebensmitteln - la Repubblicaam 23.02.2024.

(3)   Usai, G. (25.02.2023): Cosa prevede la normativa sulle farine d’insetti approvata dall’Italia. L’Indipendente. Abgerufen von https://www.lindipendente.online/2023/03/25/cosa-prevede-la-normativa-sulle-farine-dinsetti-approvata-dallitalia/ am 23.04.2024.

(4) efsa Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (08.10.2015): Insekten als Lebens- und Futtermittel: Was sind die Risiken? Abgerufen von https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/151008a#:~:text=Das%20Auftreten%20von%20Prionen%20%E2%80%93%20anormale,Proteinquellen%2C%20sofern%20das%20Substrat%20kein am 19.04.2024

(5) Gazetta del Sud (05.01.2023): Via libera nell'Unione europea a commercio grilli in polvere come alimento. Ma è polemica. Abgerufen von https://gazzettadelsud.it/articoli/societa/2023/01/05/via-libera-nellunione-europea-a-commercio-grilli-in-polvere-come-alimento-ma-e-polemica-8b331cfb-f9b3-45d8-aad4-88c0cf77f2c0/am 23.04.2024


Bildnachweise:

Italienische Flagge: Pixabay, DavidRockDesign.

Pizza& Pasta: Pixabay, Lazarosv


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